Bis 1876 existierte in Zittau neben dem Gymnasium nur eine Stadtschule, in der 2000 Schüler/innen in 4 Gebäuden unterrichtet wurden. Mit dem Ausscheiden des langjährigen Direktors Karl Heinrich Brösing in den Ruhestand, wurde diese umfangreiche Schule in zwei selbstständige Abteilungen getrennt. Die so entstandene 2. Bürgerschule verfügte zunächst über kein eigenes Schulgebäude. Durch die rasche Zunahme der Schülerzahl in dieser Zeit wurde der Bau einer neuen Schule immer dringender notwendig. Im Jahre 1883 besuchten 1236 Schüler die 2. Bürgerschule, bis zu 45 Kinder mussten in einem der 24 zur Verfügung stehenden Zimmern gleichzeitig unterrichtet werden. Der Direktor , Friedrich Lorenz, forderte vom Stadtrat wiederholt den Bau eines neuen Schulgebäudes.
Bau der Parkschule
Nach jahrelangen Diskussionen um den Schulneubau wurde 1888 beschlossen, die Schule auf dem heutigen Gelände, am Park auf dem Zirkusplatz, zu errichten. Die Stadt kaufte das Grundstück von der Gärtnerei Hoffmann für 5000 Mark Der Entwurf für das Gebäude stammt von dem Architekten Ludwig Hirsch aus Jena. Am 9. September 1890 wurde mit dem Bau der Parkschule unter der Leitung des Baumeisters Oswald Fritsche begonnen. 1893 war das Gebäude mit einem Kostenaufwand von 423000 Mark fertiggestellt.
Die Einweihung fand am 18. April 1893 statt. In der Weiherede forderte der Schulrat Professor Michael, dass die neu erbaute Schule ein Haus werden soll, „…in dem die Kinder zu wahrer christlicher Gottesfurcht erzogen werden, mit reicher und edler Bildung ausgestattet, und…durch gute Zucht zu starken Männern und tüchtigen Frauen erzogen werden.
Der Unterricht vor 100 Jahren
Die Lehrer/innen unterrichteten auch im neuen Schulgebäude in sehr starken Klassen mit 35 bis 45 Schülern. Der Unterricht begann für die oberen Klassen um 7.00 Uhr und für das 1. und 2. Schuljahr um 9.00 Uhr. Auf dem Stundenplan standen beispielsweise für die Jungen des 8. Schuljahres 27 Unterrichtsstunden wöchentlich, davon je 2 Stunden Lesen, Schreiben, Zeichnen, Singen, Naturkunde, Erdkunde, Geschichte und Stil. 3 Stunden Rechnen, je eine Stunde Formenlehre, Orthographie, Grammatik und Turnen, sowie 4 Stunden Religion. Über die Gestaltung des Turnunterrichts heißt es in einem Lehrplan von 1883: “ Die Lehrstunde wird zu 50 Minuten gerechnet. Von dieser Zeit sind 10 Minuten auf Kürturnen unter Aufsicht des Lehrers, 25 Minuten auf Frei- und Ordnungsübungen und 15 Minuten auf Geräteturnen zu verwenden.“ Für die Mädchen fand zusätzlich Unterricht in “ weiblichen Hausarbeiten“ statt. Gegenstand dieses Unterrichts in der zweiten Mädchenklasse “ Stricken eines regelmäßig geformten Strumpfes unter Rücksichtnahme auf die verschiedenen Arten des Anfangs eines solchen“. Die Prüfungen an der 2. Bürgerschule wurden bis 1916 öffentlich in der Turnhalle durchgeführt. Jeweils eine Klasse wurde 40 Minuten lang in zwei Fächern geprüft.
2. Polytechnische Oberschule
Bis 1990 war hier die 2. POS Zittau. Der Unterricht entsprach dem Lehrplan der DDR, es wurden keine Strümpfe mehr gestrickt und der Religionsunterricht fiel weg. Ein Schwerpunkt wurde auf die Naturwissenschaften und Mathematik gelegt. Die Anforderungen in diesen Fächern waren höher als heute, ebenso die Zahl der Wochenstunden. Zur Schule gehörte ein Hortgebäude, etwa 200m weiter den Ring entlang, gegenüber der Krokuswiese. Außerdem gab es einen Schulgarten. Der Unterricht in den technischen Fächern fand im Polytechnischen Zentrum auf der Gerhard-Hauptmann-Straße statt. Zu den Aufgaben der Klassenlehrer gehörte ein jährlicher Hausbesuch bei allen Eltern. Weniger beliebt bei den meisten Schülern und Lehrern waren die Wehrerziehung und das FDJ-Studienjahr.
Die Zeit von 1990 bis heute
Die ersten Jahre nach der Wende 1989 waren geprägt von Veränderungen im Schulsystem und der Schließung vieler Schulen in Zittau und der Umgebung. Die Schülerzahlen gingen zurück, die leistungsstärksten Schüler besuchten ab der 5.Klasse das Gymnasium. Die Parkschule wurde zur Mittelschule, es lernten also Haupt- und Realschüler hier. In den ersten Jahren befand sich im Erdgeschoss noch die Grundschule, die dann aber geschlossen wurde. Die Schulleiterin in dieser Zeit war Frau Knüpfer, die sich sehr um den Erhalt und die Modernisierung der Schule bemühte. Es wurden ordentliche Toiletten eingebaut, im Kellergang wurden Räume für den Technikunterricht eingerichtet, die Fassade wurde gereinigt und die Verzierungen aus Sandstein restauriert. Außerdem erhielt die Schule neue Einrichtungen für die Fachkabinette und im Laufe der Zeit drei Computerkabinette.